Statement:Hoyerswerda - Erinnerungsort in Zeiten des Rechtsrucks
Da ist sie wieder, die brutale Asyldebatte des Jahres 1992. Es brauche einen "Migrationsfrieden" (Michael Kretschmer, CDU) einen "Asylkonsens" wie im Jahr 1992 (Karin Prien, CDU). Diese Sorglosigkeit muss im Blick zurück auf die Mordanschläge von Mölln und Solingen oder das Pogrom von Rostock Lichtenhagen oder Hoyerswerda 1991 massiv irritieren.
Tagelang kam es im September 1991 zu rechten Übergriffen. Die Bevölkerung applaudierte, Polizei fehlte, der Staat kapitulierte und evakuierte die Angegriffenen. Die Rechte feierte, Hoyerswerda sei nun "ausländerfrei". "National befreite Zonen" folgten und die Baseballschlägerjahre, es waren gefährliche Zeiten, in denen die Asyldebatte der frühen 90er tobte. Und doch lässt sich heute aus Hoyerswerda vieles lernen.
Eine Verschärfung der Asyldebatte bleibt nie folgenlos. Das Pogrom von Hoyerswerda steht im engen Zusammenhang mit der Marschrichtung der Union 1991, das Asylthema über die Kommunen zu eskalieren.
Die Gewalt kam nicht aus dem Nichts, die Skinhead und Hooligan-Szenen sind ein Erbe aus der Tiefe der DDR und der rechten Organisierung nach 1990.
Der Auf- und Anstieg rechter Parteien und rechter Gewalt ist eine Begleiterscheinung vergifteter Debatten. Lichtenhagen, Mölln & Solingen mahnen uns.
Die langjährige sächsische Ignoranz lässt sich über rechte Demos am 13. Februar in Dresden, über Pegida, Freital und Heidenau 2015, Chemnitz 2018, Wahlsiege der AfD 2017 und 2021 bis heute verlängern.
Und doch ist und bleibt der Blick auf den Erinnerungsort Hoyerswerda ambivalent. Wie auch in Rostock gelang es Zivilgesellschaft, die Pogrome dem Vergessen zu entreißen. Im Jahr 2011 gründete sich die Initiative „Pogrom 91“ (www.hoyerswerda-1991.de). Ein Denkmal wurde errichtet, die Gedenkarbeit ausgebaut, die Stadtgesellschaft erinnerte sich. 2014 wurde in Hoyerswerda wieder ein Wohnheim für Asylbewerber*innen eingerichtet. Eine Bürgerinitiative unterstützt bis heute. Und 2020 scheiterte ein AfD-Bürgermeisterkandidat noch deutlich. Im Rechtsruck der letzten Monate kippt die Stimmung wieder, auch in Hoyerswerda. Es ist und bleibt unser aller Verantwortung, die richtigen Lehren zu ziehen!